Anatomie: Die Unterschiede zwischen Mann und Frau

Anatomie Unterschiede Mann FrauMänner und Frauen – keine zwei Kategorien sind im alltäglichen Leben wichtiger, sichtbarer und intuitiv greifbarer. Praktisch immer erkennen und analysieren wir reflexartig das Geschlecht unseres Gegenübers, gleichzeitig ist kaum ein Thema so umstritten wie das der menschlichen Geschlechtsidentität. Unbestritten ist, dass Menschen in der ganz überwiegenden Mehrheit mit klaren biologischen Geschlechtsunterschieden auf die Welt kommen und sich im Laufe des Lebens gemäß diesen weiterentwickeln.

Um eben diese biologischen Unterschiede und wie sie sich in unserer Anatomie niederschlagen, soll es hier gehen.


Geschlecht, Gender und Erwartungen

Worüber reden wir eigentlich genau? Gerade bei den Begrifflichkeiten zum Thema Frauen und Männer, weiblich und männlich, finden sich zwischen verschiedenen Disziplinen große Diskrepanzen im Sprachgebrauch. Geschlecht oder Gender? Gibt es überhaupt Männer und Frauen? Oder hat „man“ lediglich einen weiblichen oder männlichen Körper?

Aus medizinisch-biologischer Sicht muss man hierbei eine klare Unterscheidung vornehmen: Geschlecht ist ein biologisches, angeborenes und somit genetisch programmiertes Phänomen, während Gender eine soziale Verhaltensweise bezeichnet.

Aus dieser Sicht sind somit Frau und Mann durchaus reale Kategorien, die sich durch die Anatomie hindurch erkennen lassen.

Wie sich jemand nun verhält oder fühlt, ist eine andere Frage, die hier nicht beantwortet werden soll. Unser Fokus liegt in diesem Beitrag nur auf der menschlichen Biologie.

Ein evolviertes System

Der menschliche Körper hat – wie die aller anderen Lebewesen – eine lange Geschichte hinter sich und wurde durch den Prozess der Evolution geformt. Dabei übten auf den Menschen gleich drei verschiedene Faktoren ihren Selektionsdruck aus.

Erstens, die Natur, also die nicht vom Menschen abhängende Umwelt. Zweitens, die (früh)menschliche Gesellschaft selbst, also andere Personen sowie drittens die bereits zuvor entwickelten Merkmale des menschlichen Körpers.

Alle drei Faktoren waren durchgehend gleichermaßen relevant, was bei der Beobachtung jedes körperlichen Merkmals, also auch der geschlechtlichen, immer wieder offensichtlich wird.

Primäre Unterschiede – die Geschlechtsorgane

Der fundamentalste anatomische Unterschied zwischen Männern und Frauen besteht ganz klar in der Beschaffenheit der Fortpflanzungsorgane.

Diese werden wissenschaftlich korrekt als primäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet, da sie im Menschen bereits von Anfang an angelegt sind, auch wenn sie ihre volle Funktionsfähigkeit erst im Erwachsenenalter erlangen.

Bei Frauen sind dies – von außen beginnend – die Klitoris (auch Kitzler genannt), die Scham- oder Venuslippen, sowie der Scheideneingang. Nach diesem kommt die Scheide oder Vagina, die an der Cervix endet. Streng genommen sind die äußerlich sichtbaren Teile die Vulva und nur der innenliegende Gang darf als Vagina bezeichnet werden. In der Praxis allerdings empfinden die meisten Personen beides als eine Einheit. Weitergehend erreicht man nach der meist fest geschlossenen Cervix den Uterus, die Gebärmutter und an dieser anschließend zwei Eierstöcke. Diese beiden bilden nicht nur Eizellen, sondern auch verschiedene Hormone, welche andere Teile der Anatomie beeinflussen.

Bei Männern fällt als erstes der Penis auf, der in Eichel und Schaft weiter unterteilt wird. Darunter finden sich die Hodensäcke mit den Hoden. Diese produzieren ähnlich wie die Eierstöcke nicht nur Keimzellen (in diesem Fall Spermien), sondern auch noch diverse Hormone. Über die Samenleiter sind die Hoden mit dem Penis verbunden. Dazwischen liegen noch kleinere Drüsen, wie die Prostata. 

Sekundäre Unterschiede – Formen

Als nächstes kommen die sekundären Geschlechtsmerkmale. Diese entwickeln sich erst bei Heranwachsenden heraus und sind zumindest prinzipiell nicht absolut notwendig für die Fortpflanzung.

Im Gegensatz zu den primären Merkmalen sind sie aber meist offen erkennbar und daher von großer zwischenmenschlicher Bedeutung.

Mann Frau BrustDie auffallendsten Anatomie Mann Frau Unterschiede dieser Kategorie finden sich im Brustbereich, wo Frauen Brüste besitzen und Männer dagegen nur minimale Erhöhungen. Dass Beide Nippel haben liegt daran, dass der weibliche Körper in der Entwicklung als Grundbauplan dient. Daher finden sich sozusagen Reste von eigentlich weiblichen Organen auch bei Männern. Tatsächlich kommt es in sehr seltenen Fällen sogar vor, dass Männer Milch geben können.

Unter den sekundären Geschlechtsmerkmalen sind weiters die unterschiedlichen Körperformen zu nennen. So ist das Verhältnis von Schulter- zu Hüftbreite bei Frauen ähnlich, wohingegen bei Männern die Schultern fast immer klar breiter sind. Insgesamt weisen Männer eine wesentlich höhere Muskelmasse und somit Körperkraft auf. Während die breiteren Hüften bei Frauen klar als Anpassung an die Geburtsleistung zu verstehen sind, gehen die Erklärungen bei den anderen Merkmalen auseinander. Handelt es sich bei den breiteren Oberkörpern auf männlicher Seite um eine Anpassung an häufigere Auseinandersetzungen unter Männern?

Die Differenzierung in der Körperform spiegelt sich auch klar im Skelett wider. Während beide Geschlechter die exakt selben Knochen besitzen, unterscheiden sich die Skelette so signifikant in der Form, dass selbst wenige Einzelteile eines Skeletts so gut wie immer einem Geschlecht zugeordnet werden können.

Ein weiterer offensichtlicher Unterschied in der Anatomie ist der männliche Bart. Wozu er dient bzw. diente ist völlig offen. Sollte der Bart gegenüber Frauen attraktiv wirken? Sollte er anderen Männern etwas signalisieren? Wenn ja was? Mit solchen Fragestellungen befasst sich das noch junge Feld der evolutionären Psychologie.

Bart Mann

Unsichtbare Unterschiede – innen und außen

Auch in anderen, oft weniger sichtbaren Bereichen des menschlichen Körperbaus finden sich klare Anatomie Mann Frau Unterschiede. Genau genommen lassen sich diese sogar bis auf die zelluläre Ebene hinab verfolgen. Bleiben wir aber im Makrobereich, auch dort findet sich noch genügend berichtenswertes. 

So ist der Kehlkopf bei Frauen und Männern unterschiedlich groß, weshalb beide Geschlechter im Durchschnitt unterschiedliche Stimmhöhen aufweisen. Der biologische Sinn dahinter ist noch nicht klar.

Einige, kaum bekannte anatomische Unterschiede betreffen die Haut. So haben Männer meist die dunklere Haut, und zwar in allen bisher untersuchten menschlichen Populationen. Dieser Unterschied gilt allerdings nur im Durchschnitt, weshalb sich durchaus auch innerhalb einer Population dunkler gefärbte Frauen finden lassen. In der Malerei, der Renaissance und Klassik wurde dieser Unterschied künstlerisch sehr stark hervorgehoben, mit oft sehr dunklen männlichen Figuren, welche mit extrem hellhäutigen Frauen kontrastieren.

Biologisch erklären lässt sich der Helligkeitsunterschied durch die Bedürfnisse der Schwangerschaft: Frauen müssen während dieser Zeit mehr Vitamin D produzieren, wozu Sonnenlicht nötig ist. Dieses wird von hellerer Haut besser absorbiert.

Die weibliche Haut ist überdies etwas dicker als die männliche, da sie ein stärkeres Fettgewebe enthält. Gleichzeitig kann sie die oberflächennahen Blutgefäße bei Bedarf besser verengen. Beides führt dazu, dass Frauen insgesamt kälteresistenter als Männer sind, auch wenn sie die Kälte möglicherweise etwas stärker spüren als letztere. Dies liegt möglicherweise daran, dass die weibliche Haut mit etwas mehr Schmerzrezeptoren ausgestattet ist.

In den meisten inneren Organen finden sich wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Zwar schlägt das weibliche Herz im Durchschnitt geringfügig schneller, abgesehen davon sind die relative Größe und Funktion der Organe aber gleich.

Das Gehirn – kaum zu greifen

Beim Gehirn, das ohne Zweifel zu den komplexesten und am schwersten zu erforschenden Organen gehört, finden wir wieder signifikante Unterschiede.

Wie sich diese allerdings auf die Persönlichkeit, das Verhalten und die individuellen Fähigkeiten auswirken ist bisher kaum erforscht und auch in der Wissenschaft sehr umstritten. Eindeutig ist, dass verschiedene Teile des Gehirns auf komplexe Art differenziert sind und gleichzeitig doch zusammenarbeiten. Ebenso wirkt ein hochkomplexes Gemisch von Hormonen auf das Gehirn, wodurch unzählige, kaum voneinander zu isolierende Wechselwirkungen entstehen.

Der eklatanteste Unterschied findet sich sofort in der Größe der Gehirne. Das weibliche Gehirn ist meist etwas leichter als das männliche. Dies wurde früher als Bestätigung des Vorurteils der geringeren weiblichen Intelligenz herangezogen, was aber falscher nicht sein könnte. In Relation zur Körpergröße ist es oft sogar etwas größer.

Ein intelligenzmäßiger Unterschied konnte noch nie gemessen werden, außerdem ist der insbesondere für rational-bewusstes Denken zuständige vordere Hirnlappen bei Frauen sogar größer. Generell lässt sich für das Gehirn konstatieren, dass es zwar klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, was die Größe bestimmter Hirnregionen betrifft, diese sich in ihrer Funktionalität in der Gesamtheit aber wieder ausgleichen.

Kontrovers diskutiert wird bezüglich des Gehirns vor allem, ob bzw. wie sehr die beobachtbaren Verhaltens- und Persönlichkeitsunterschiede der Geschlechter eine physiologische Basis in der Anatomie unseres Denk- und Steuerorgans haben.


Ausblick / Fazit

Ohne anatomische Unterschiede gäbe es keine Männer und keine Frauen.

Der menschliche Körper stellt ein hochkomplexes System dar, in welchem alle Teile aufeinander abgestimmt sind.

Da aus einer evolutionären Perspektive alles am Lebewesen ultimativ der Fortpflanzung dient, ist es nur folgerichtig, dass unsere Körper uns zu dem machen was wir sind: Frauen und Männer.